Skip to main content

Teure Neubauten: 10 Bauprojekte, die jedes Budget sprengten

Nach mehr als 10 Jahren Bauzeit voller Probleme und sechs Jahre später als geplant, fand im Januar 2017 in der Hamburger Elbphilharmonie erstmals ein klassisches Konzert statt.

Die Elbphilharmonie, ein Gebäude mit Glasfronten, das auf einem ehemaligen Lagerhaus errichtet wurde, verfügt über zwei Konzertsäle, ein Vier-Sterne-Hotel, ein Restaurant und eine Reihe von Wohneinheiten. Mit seinem Panoramablick über die Elbe aus 110 m Höhe ist das eindrucksvolle, von der Schweizer Architekturfirma Herzog & de Meuron entworfene Gebäude das derzeit höchste Bauwerk Hamburgs.

Die Baukosten in Höhe von 789 Mio. EUR – ursprünglich geplant waren 77 Mio. – machen es allerdings wahrscheinlich auch zum teuersten Bauwerk Hamburgs. Obgleich 90 % der Kosten aus dem Steuertopf finanziert wurden, hat Deutschland die Fertigstellung begeistert begrüßt.

Zahllose Menschen – darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel – erschienen zur Eröffnung der eindrucksvollen Konzerthalle, und die Veranstaltung vereinte ganz Hamburg im Schein des alten Bürgerstolzes.

So bemerkenswert hoch die Kosten waren, ist doch die Elbphilharmonie bei weitem nicht das einzige Bauprojekt, das Unsummen verschlungen hat. Wir schauen uns weltweit zehn weitere Projekte an, die jedes Budget gesprengt haben.

10 – Die Drei-Schluchten-Talsperre

Wahrscheinlich denken die meisten, dass die chinesische Regierung einen Krieg gegen die Natur führte. Alles, was für sie zu zählen scheint, sind Städte, und so ist sie ohne weiteres auch einmal bereit, einen Berg abzureißen, um eine Stadt zu bauen, oder Flüsse umzuleiten und ihren natürlichen Verlauf zu ändern, um eine bessere Stromversorgung für Privathaushalte und Industrie zu erreichen. Die Drei-Schluchten-Talsperre am Jangtsekiang in der zentralchinesischen Provinz Hubei ist dabei keine Ausnahme.

Das Projekt hat enorme Ausmaße: Es besteht aus einem Damm zur Hochwasserregulierung, einer riesiger Schleuse, mit deren Hilfe Schiffe auf dem Fluss auf und ab transportiert werden, und 26 Wasserkraftgeneratoren. Als das Projekt 1992 genehmigt wurde, waren Baukosten in Höhe von 8,35 Mrd. USD veranschlagt. Allerdings geriet das Budget sehr schnell außer Kontrolle, und die Kosten hatten sich bei der Fertigstellung auf 37 Mrd. USD vervierfacht. Ein Teil des Kostenanstiegs war auf ein Umsiedlungsprojekt zurückzuführen, in dessen Rahmen 1,3 Millionen Menschen, deren Städte und Dörfer durch Wasser des umgeleiteten Flusses geflutet wurden, eine neue Heimat geboten wurde. Um die Sache noch schlimmer zu machen, ist das von Land umschlossene Rückhaltebecken voller Schwebealgen und Müll, und seine Ufer sind von Erdrutschen bedroht.

9 – Das Ryugyong-Hotel

Nordkorea scheint – zumal von außen betrachtet – eher furchteinflößend zu sein. Das totalitäre Regime in Kombination mit den Bestrebungen, eine Atommacht zu werden, lässt es im Vergleich zum Rest der Welt isoliert erscheinen. Vor diesem Hintergrund gesehen ist es vielleicht nicht unbedingt naheliegend, gerade dort ein Luxus-Touristenressort zu bauen, aber im Jahr 1987 entschied der Diktator Kim II-Sung, genau dies zu tun.

Da sein erbittertster Rivale Südkorea im kommenden Jahr Gastgeber der Olympischen Spiele sein würde, wollte ihm Nordkorea die Schau stehlen, indem es mit den Arbeiten am 105-stöckigen Ryugyong-Hotel begann. Die Planungen sahen einen dreieckigen Turm aus spiegelndem Glas und ultramodernem Beton mit drei Flügeln vor – dieses Design hätte das Potenzial gehabt, die Aufmerksamkeit vom größten Rivalen und Feind Nordkoreas abzulenken.

Aber es kam anders: Als die Sowjetunion zu Beginn der 90er-Jahre zerbrach, verlor Nordkorea seinen Hauptinvestor, und die Bautätigkeit wurde eingestellt. Das 750-Millionen-Dollar-Gebäude wurde nie vollendet, und dieser bauliche Schwebezustand hat sowohl die Herrschaft von Kim II-Sung als auch seines Sohnes Kim Jong-II überdauert.

Im Jahr 2012 zeigte sich eine deutsche Hotelkette an dem Gebäude interessiert, aber eine genauere Inaugenscheinnahme zeigte, dass nicht mehr als eine äußere Hülle aus Beton und Bündel von Kabeln vorhanden waren. Das weltweit höchste leerstehende Gebäude – eine leere Betonhülle aus dem Weltraumzeitalter – ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang und sollte uns alle daran erinnern, was passieren kann, wenn Rivalität stärker ist als der gesunde Menschenverstand.

8 – Das MO.S.E.-Projekt

Venedig versinkt im Meer. Mit einer Geschwindigkeit von 2 mm steigt das Wasser in Venedig jedes Jahr in der Traumstadt. Überflutungen sind seit Jahrhunderten ein Problem in Venedig, und das MO.S.E.-Projekt sollte das Wasser unter Kontrolle halten. Nach Jahren politischer Reibereien kündigte der stellvertretende italienische Premierminister Gianni de Michelis im Jahr 1988 die Fertigstellung für das Jahr 1995 an.

Die Planungen für MO.S.E. waren unglaublich ehrgeizig, denn es war vorgesehen, 78 nach oben schwenkbare Fluttore aus Metall, von denen jedes einzelne bis zu 300 Tonnen wog und bis zu 20 m hoch war, in den Kanälen der Lagune von Venedig zu installieren. Wenn eine Überflutung drohte, sollten die Tore nach oben geschwenkt werden und so das Wasser abhalten. Das geschätzte Fertigstellungsdatum wurde mittlerweile in das Jahr 2018 verschoben, und die Kosten für das MO.S.E.-Projekt sind von 1,3 Mrd. EUR auf 6 Mrd. EUR gestiegen. Darüber hinaus wurden zahlreiche Korruptionsanschuldigungen laut. Im Juni 2014 wurden der Bürgermeister von Venedig und 34 weitere Beamte und Unternehmer unter dem Verdacht der Vorteilsnahme im Zusammenhang mit diesem Projekt festgenommen. Rom brennt, und keiner tut etwas? Das war einmal. Jetzt versinkt Venedig im Meer, und keiner tut etwas!

7 – Der Mirabel-Flughafen, Montreal

Denkt man an das Jahr 1969, gibt es sicher eine Menge Dinge, die einem in den Sinn kommen: die Mondlandung zum Beispiel oder Iggy and the Stooges. Weniger bekannt dagegen ist die Tatsache, dass 1969 auch das Jahr war, in dem die Regierung von Kanada den Bau eines neuen Großflughafens für Montreal ankündigte.

Um den nötigen Raum für das Projekt zu haben, beschlagnahmte die Regierung rund 40.000 Hektar Land in Privatbesitz (diese Fläche ist größer als die Gesamtfläche von Montreal). Fast 2.000 Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben. Diese Maßnahme kostete die Regierung 140 Millionen USD – fast achtmal so viel wie ursprünglich geschätzt. Die reinen Baukosten wurden mit 276 Mio. USD angesetzt.

Der Flughafen wurde 1975 eröffnet, aber wurde nur wenig genutzt, da es nur eine unzureichende Anbindung durch Straßen und Schienen gab. Bedenkt man, dass der Flughafen 50 Kilometer von der Stadt entfernt liegt, der er zugutekommen sollte, war dies ein massives Problem. Für die Passagiere war das Erreichen des Flughafens schlicht zu teuer und zu schwierig. Im Jahr 1988 betrug die Passagierzahl lediglich 2,5 Millionen pro Jahr, und im Jahr 2002 wurde der Flughafen endgültig geschlossen. Selbst das dann leerstehende Gebäude kostete die kanadische Regierung jedes Jahr 28 Millionen USD Instandhaltungskosten. Im Jahr 2014 wurde mit dem Abriss des Komplexes begonnen, der einst als richtungsweisend für den Luftverkehr galt, sich aber Im Grunde nie richtig durchsetzte.

6 – Die Sagrada Familia-Kathedrale

Jeder kennt die atemberaubende Schönheit der Gebäude des katalanischen Architekten Antoni Gaudí. Atemberaubend ehrfurchtgebietend (im wörtlichen Sinne), atmosphärisch, ein Synonym für Barcelona: Die Bauwerke Gaudís sind ebenso legendär wie ikonisch.

Im Jahr 1883 begann er mit dem Bau der fantastischen Kathedrale im Stadtzentrum von Barcelona. Seine Planungen sahen Turmspitzen vor, die mit Fruchtskulpturen geschmückt waren, und ein Mittelschiff, das an einen Wald erinnert und in dem sich 14.000 Gläubige versammeln konnten. Als Gaudí 1926 von einer Straßenbahn erfasst wurde und infolgedessen verstarb, waren nur 15 % des Projekts fertiggestellt.

Und damit nicht genug: Während des spanischen Bürgerkriegs wurde der Raum, der seine Notizen und Entwürfe enthielt, durch Granatenbeschuss zerstört. Die Arbeiten wurden erst 1952 wieder aufgenommen, aber die Kathedrale wurde bemerkenswerterweise bis heute nicht fertiggestellt.

Die Baukommission hatte zuvor angekündigt, dass die Kathedrale 2026 – dem Jahr, in dem sich der Tod von Gaudí zum 100. Mal jährt – fertiggestellt sein könnte, hatte aber auch eingeräumt, dass sich die Fertigstellung noch um zwei Jahre verzögern „könnte“. Es ist zwar unmöglich zu sagen, wie teuer das 172 m hohe Bauwerk nun eigentlich wird, sicher ist aber, dass alle, die hofften, es würde sich nicht als Fass ohne Boden erweisen, eines Besseren belehrt wurden.

5 – Die Internationale Raumstation ISS

Bauen ist schwer genug auf der Erde: Zeitpläne, Budgets und Schätzungen sind schwierig genug, wenn man auf festem Boden steht. Und jetzt stellen Sie sich mal vor, wieviel schwieriger all dies wird, wenn das Projekt – ganz wörtlich – im Weltraum liegt.

Ein Weltraumlabor, gemeinsam gebaut von Russland, Europa, Japan, Kanada und den USA, das machte die Internationale Raumstation ISS zu einem so komplexen und schwierigen Projekt, dass es bereits bei Baubeginn im Jahr 1989 vier Jahre hinter dem Zeitplan lag. Auch die ursprünglich geschätzten Kosten in Höhe von 17,4 Milliarden USD stiegen im Laufe der Zeit auf insgesamt 160 Milliarden USD an, von denen allein die USA 100 Milliarden USD übernahmen.

Aber nicht nur die Investitionskosten, auch die Betriebskosten sind überirdisch: Allein die USA bezahlt jedes Jahr 3 Milliarden USD. Da die Raumstation nur eine begrenzte Lebensdauer hat (ursprünglich ging man davon aus, dass diese 2020 zu Ende gehen würde), erscheinen die Kosten für den einzelnen Steuerzahler noch höher. Im Januar 2014 kündigte die Regierung Obama an, dass die Lebensdauer der Raumstation bis ins Jahr 2024 verlängert werde, aber selbst vor diesem Hintergrund ist die ISS wahrscheinlich das teuerste jemals realisierte Bauprojekt.

4 – Der Millennium Dome

Vielleicht ist es überraschend, wie selten die Garden Bridge im selben Atemzug mit dem unglücklichen (und recht peinlichen) Millennium Dome in London genannt wird.

Geplant als Veranstaltungsort für die Feierlichkeiten der Stadt zu Beginn des 21. Jahrhunderts, war der Dome seit Beginn des Projekts Mitte der 90er-Jahre immer ein Streitthema. Während der gesamten Planungs- und Konstruktionsphase stiegen die Kosten ständig, und die britische Regierung musste immer wieder neue Steuergelder zuschießen.

Am Ende lagen die Baukosten bei 789 Millionen GBP anstelle der ursprünglich veranschlagten 758 Millionen GBP. Das finanzielle Desaster wurde noch dadurch verstärkt, dass die Zahl der verkauften Eintrittskarten weit hinter den Erwartungen zurückblieb.

Glücklicherweise erhielt der Dome im Jahr 2007 den neuen Namen O2-Arena und wurde durch die zusätzliche Investition von 600 Millionen GBP zu einer Konzerthalle mit 20.000 Sitzplätzen. Heute ist die O2-Arena sehr beliebt und auch ein lukrativer Veranstaltungsort – vielleicht ja ein kleiner Trost für das Team, das dieses Fass ohne Boden auf den Weg gebracht hatte.

3 – Der Chunnel

Der Chunnel (oder Kanaltunnel) – das sind drei 31 Meilen langen Tunnels unter dem Ärmelkanal, die England und Frankreich verbinden. Das Projekt wurde 1994 (nach sechs Jahren Bauzeit) fertiggestellt und kostete 21 Milliarden USD – unglaubliche 80 % mehr als ursprünglich veranschlagt. Der Chunnel, eines der teuersten Bauprojekte der Geschichte, wurde durch Privatinvestitionen in Form von Bankkrediten und den Verkauf von Aktienanteilen finanziert. Die ursprünglichen Aktionäre verloren jedoch den Großteil ihres Geldes aufgrund der gewaltig gestiegenen Kosten. Im Jahr 2004 beschlossen sie, den Eurotunnel-Vorstand, der für den Betrieb des Chunnel verantwortlich war, zu entlassen. Dank Restrukturierungsmaßnahmen erhielten die Aktionäre ab 2009 eine Dividende.

Der Chunnel ist eine Erfolgsstory und befördert Personen und Waren in nur 35 Minuten von England nach Frankreich und umgekehrt. Mehr als 325 Millionen Menschen haben ihn seit seiner Eröffnung Anfang 2009 genutzt, und es wurde eine neue Bahnlinie gebaut, die London mit dem britischen Ende des Chunnel in Folkestone verbindet. Die zusätzlichen Kosten von 13,8 Milliarden USD sorgen dafür, dass der Chunnel auch weiterhin das größte Einzelbauprojekt in der Geschichte Großbritanniens bleibt.

2 – Der Big Dig

Anfang der 90er-Jahre war der Verkehr im Stadtzentrum von Boston ein Alptraum. Auf dem wichtigsten Highway stauten sich die Autos 10 Stunden am Tag und verursachten der Wirtschaft jedes Jahr Kosten in Höhe von 500 Millionen USD. Um das Verkehrschaos zu beenden, wurde 1991 mit dem Bau des Central Artery/Tunnel-Projekts – auch Big Dig genannt – begonnen. Das ehrgeizige Projekt sollte den sechsspurigen Highway durch eine unterirdische Straße mit acht bis zehn Spuren ersetzen.

Der Big Dig war das teuerste Bauprojekt in der Geschichte der USA und zog den Bau einer Anzahl von weiteren großen Brücken, Straßen und Tunneln nach sich, wobei einer der Tunnel unter dem Hafen von Boston verläuft. Die Fertigstellung war für 1998 geplant, tatsächlich aber wurde das Projekt erst fast zehn Jahre später im Jahr 2007 beendet. Die ursprünglich vorgesehenen Kosten von 2,6 Milliarden USD betrugen am Ende 14,8 Milliarden USD. Allerdings geht man davon aus, dass durch die Kreditzinsen für die Finanzierung die tatsächlichen Kosten eher bei etwa 22 Milliarden USD lagen.

Der Verkehr im Stadtzentrum ist jetzt flüssiger und auf jeden Fall sieht die Stadt besser aus, aber das Leben auf der Überholspur ist zweifellos nicht billig.

1 – Die Erweiterung des Panama-Kanals

Schlammlawinen, Malaria und echtes Elend prägten die Bauarbeiten des US-Teams, das Anfang des 20. Jahrhunderts den Panama-Kanal baute. Das Team überwand nie dagewesene Probleme und furchteinflößende Hindernisse und stellte ein Projekt fertig, das weithin als eines der gewagtesten Bauprojekte der Welt gilt.

Ein Jahrhundert später wurde eine umfangreiche Erweiterung geplant, damit mehr Schiffe den Kanal passieren konnten und damit doppelt so viel Fracht in die und aus der westlichen Hemisphäre transportiert werden konnte. Sobald mit den Arbeiten begonnen wurde, kam es zu Spannungen, und Anfang 2014 ruhten die Arbeiten für zwei Wochen aufgrund eines Streites über die Finanzierung.

Die Panamakanal-Behörde und ein Konsortium von europäischen Baufirmen stritten sich darüber, wer für die zusätzlichen Kosten in Höhe von 1,16 Milliarden USD verantwortlich war und wer sie übernehmen sollte. Erst nach langem Hin und Her einigten sich die Beteiligten auf eine Finanzierung der Lücke, und die Arbeiten konnten wieder aufgenommen werden. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels (2014) wurde von einer Fertigstellung zum Jahresende 2015 ausgegangen. Die Baukosten beliefen sich auf 5,3 Milliarden USD (sagenhafte 30 % mehr als ursprünglich geplant), aber immerhin kann der Kanal (Stand Juni 2016) kommerziell genutzt werden.

Natürlich waren dies nur einige Beispiele von vielen, die sich in der Baugeschichte ereignet haben. Jedoch stellt sich die Frage, wie man solche Disaster umgehen kann.Eine reibungslose Zusammenarbeit ist natürlich fundamental. Lesen Sie unseren neuesten Bericht "BIM & Planung" und erfahren Sie mehr zum Thema Zusammenarbeit und Funktion im BIM-Prozess: